Stammbaum

Die Entwicklungsgeschichte des menschlichen Stammbaums

Aufgabe eines Stammbaums

In diesem Zusammenhang stellt sich allgemein die Frage, welche Aufgabe überhaupt ein Stammbaum hat bzw. welcher Zweck dahinter steht.
Bei der Betrachtung eines Stammbaums ergeben sich je nach Konstruktion unter-schiedliche Interpretationsansätze.
Ganz allgemein kann zwischen solchen Modellen unterschieden werden, die mit Verbindungslinien arbeiten, d.h. die einzelne Hominidenspezies miteinander in direkte Beziehung setzen und solchen, die bloß zeitliche Zuordnungen vornehmen.
Modelle mit Verbindungen sind riskanter und beinhalten erhebliche Angriffsflächen. Findet sich nach der Veröffentlichung eines solchen Stammbaums Funde, die keiner Hominidenart zugeordnet werden, jedoch vielleicht innerhalb eines „Beziehungs-komplexes“ als neuer Art von Bedeutung sind, so hat die Darstellung eine Bruchstelle und muss eventuell überarbeitet werden. Ein solcher „Makel“ kann die Konzeption und damit das komplette Modell zum Einsturz bringen. Der Produzent gerät mit der neuen Art in Erklärungsnot und ist gezwungen seinen Stammbaum zu rechtfertigen.
Die zweite Modellart beinhaltet ebenfalls Hominidenformen, belässt es jedoch dabei, diese zeitlich zu kennzeichnen. Gelegentlich weisen bei Namensaufführungen verschiedene Farben daraufhin, welche Hominidenarten sich ähneln bzw. zu einer Gattung gehören.
Neufunde können hinsichtlich einer solchen Konstruktion dazu führen, dass der für eine Hominidenart festgelegte zeitliche Rahmen erweitert oder eingeschränkt wird. Weiterhin könnte eine neue Art in einen solchen Stammbaum relativ problemlos eingebaut werden, da keine direkten Verflechtungen zwischen den einzelnen Typen bestehen. Ferner ist ein solcher Stammbaum als Gesamtkonstrukt langlebiger, da die Abwandlung bzw. Überarbeitung eines Teils nicht automatisch zum Zusammenbruch des Ganzen führen muss.
Wie facettenreich Stammbäume sein können, zeigen die in dieser Hausarbeit aufgeführ-ten Abbildungen. Die Wissenschaftler, die ihre Theorie zur Abstammungsfrage publizierten, verfolgen als vorrangiges Ziel die Etablierung ihrer eigenen Ergebnisse im wissenschaftlichen Kontext.
Dabei haben die Argumente innerhalb der Theorie den größten Einfluss und ein Stammbaum ist die zusammenfassende Auswertung der Fundanalyse.
Ein Stammbaum kann für sich stehen und wie Tattersall meint, weitere „verbale Erläuterungen kaum nötig machen.
Dennoch sollte die Aufgabe eines Stammbaums noch etwas weiter gefasst werden. Unabhängig von der Theorie kann er Interesse wecken, die Zusammenhänge, die dazu führten ein Modell dieser Art aufzustellen, kennen zu lernen. Ein Stammbaum kann also Werbung für seine Konstruktion bzw. Konstrukteur machen. So wie der Sarkophag von Tut ench amun das Interesse für die ägyptische Geschichte der Pharaonen wecken kann, könnte ein attraktiver Stammbaum ebenfalls auf die Abstammungsfrage aufmerksam machen.
Eine weitere Möglichkeit den Aufgabenbereich eines Stammbaums zu konkretisieren beschreibt Henke: „Ein Stammbaum soll real-historisch-genetische Zusammenhänge widerspiegeln, d.h. geschlossene Abstammungsgemeinschaften rekonstruieren, die tatsächlich existierten. Solange man nur einige fossile Homininen-Spezies kannte, ließen sich auch nur wenige Verwandtschaftsmodelle erstellen, deren Wahrscheinlichkeitsgehalt aufgrund der unzureichenden Materialgrundlage eingeschränkt war“.
Im letzten Satz dieses Zitats wird ein wichtiger Begriff erwähnt; Wahrscheinlichkeitsgehalt. In der Abstammungstheorie wird es immer darum gehen, Wahrscheinlichkeiten zu bestimmen. H. ergaster hat zwischen laut heutiger Sicht in der Zeit 2 und 1,5 Millionen Jahren vor heute gelebt. Neufunde dieser Hominidenart führen entweder zu einer Erweiterung oder Eingrenzung dieses Zeitraums.
Die Wahrscheinlichkeit wird tendenziell immer weiter erhöht; es wird aber nie der Punkt erreicht werden, dass aus Funden ein feststehender und tatsächlicher Zustand gewonnen wird.
Zumeist bildet das Knochenmaterial die Grundlage für die zeitliche und geographische Erfassung einer Hominidenform. Neufunde werden mit bereits untersuchten Funden verglichen und geben Anlass für Spekulationen, Hypothesen und Argumente.
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