Stammbaum

Die Entwicklungsgeschichte des menschlichen Stammbaums

Klassische Dryopithecinentheorien

In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts verlagerte sich aufgrund des ersten Weltkriegs die Forschung überwiegend nach Übersee.
Neue Funde, wie z.B. jene aus den Sivalikbergen Nordindiens führten dazu, dass viele Wissenschaftler die Dryopithecinen in den Mittelpunkt ihrer Theorie hinsichtlich des Ausgangspunkts der Gattung Homo rückten.
Einer von ihnen war William King Gregory, der zwar auf eine große Fundlücke vom Unteroligozän bis zum Miozän hinwies, trotzdem aber eine Übereinstimmung der Hominiden und miozänen Pongiden hinsichtlich des sog. Dryopithecus-Musters feststellte; was wiederum für einen gemeinsamen Ausgangspunkt beider Arten spricht (Abbildung 4). Gregory bewies, daß die Molarenstruktur der Hominiden von einem drypithecusähnlichen Zustand abzuleiten ist; jedoch blieb das merkmalsphylogenetische Verhältnis vieler anderer Eigenschaften noch ungeklärt“.
Im Gegensatz dazu verwies Henry Fairfield Osborn (1857-1935) auf „Negermythologien“, die im Zusammenhang mit der Ableitung der Hominiden von
pongidentypisch spezialisierten Menschenaffen stehen.
„Die Angehörigen beider Taxa unterschieden sich sowohl bezüglich der Bewegungs- als auch der Lebensweise, die an das Leben im tropischen Urwald bzw. in kühlen Steppen angepasst seien“.
Während Gregory den Trennungspunkt von Hominiden und Pongiden im Miozän an-setzte, lokalisierte Osborn mittels Vergleich mit anderen „Säugetiertaxa“ die Trennung von Wald- und Steppengruppe der Hominiden schon im Oligozän (Abbildung 5).
Sowohl Gregory als auch Osborn haben in ihren Stammbäumen einen Gattungsnamen noch nicht erwähnt, der in nachfolgender Zeit eine wichtige Rolle spielen sollte: Australopithecinen.
R. Dart beschrieb im Jahre 1925 in der britischen Zeitschrift »Nature« einen Fund, dem er die wissenschaftliche Bezeichnung „Australopithecus africanus“ gab.
Der südafrikanische Anatom sah in dem sog. „Kind von Taung“ eine „affenähnliche“ Übergangsform und Vorfahr des Menschen.
Insgesamt war die wissenschaftliche Welt - was Darts Beurteilung anging - sehr skep-tisch. Dass ein Kind mit noch nicht ausgeprägten Merkmalen als Zwischenstufe zum Menschwerdungsprozeß herhalten sollte, konnte über viele Jahre nicht akzeptiert werden.

Ungarn Kanada Sardinien